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Brief (Transkript)

Heinz Donner an seine Ehefrau am 18.12.1917 (3.2007.1656)

 

Den 18. Dezbr. 1917.



Meine innigstgeliebte Paula!
Weihnachten steht vor der Thüre und immer noch ist keine Aussicht vorhanden, den hl. Abend in Deiner Gegenwart feiern zu können, ich werde eben die 4te Kriegsweihnacht wieder hier außen begehen.Wenn wir auch in Ruhe liegen, so will doch keine Weihnachtsstimmung in mir aufkommen, der Gedanke, das Fest mit Dir feiern zu können, hat sich viel zu stark in mir festgesetzt, die Ungewißheit über meine Reklamierung läßt mir keine Ruhe und wenn ich mit einem Mißerfolg rechnen muß, so erscheint mir die Zukunft düsterer denn je. Am 25. Dezbr. trete ich in den 40. Kriegsmonat ein. Ich habe viel gesehen, viel erlebt und viel erlitten; ich bin jetzt mehr als kriegsmüde. Das Glück ist mir bis jetzt immer hold gewesen und ich danke unserem Herrgott dafür, aber eine unerklärliche Angst vor etwas Unheilvollen drückt wie Zentnerlast auf mir. Sicherlich ist dies nur Nervosität, aber gerade die Aussicht, einige Zeit in Ruhe leben zu können, gibt mir Hoffnung, meine verlorene Ruhe wieder zu gewinnen.
Ein Weihnachtsbriefchen wollte ich Dir schreiben und nun ist ein Jammerbrief daraus geworden, aber es ist mir doch etwas leichter, nachdem ich mein Herz wieder ausgeschüttet habe und Du bist doch die einzige Person, der ich mich mit solchen Dingen nähern darf. Laß Dir aber deshalb die Stimmung nicht trüben. Dir, Schatz, allen Deinen Angehörigen und auch Frl. Kudlik[?] wünsche ich recht vergnügte Feiertage. Ich kann Dir ja keine Ueberraschung bieten. Die Wolle, die ich noch im Besitz habe, hoffte ich bis jetzt Dir persönlich bringen zu können, wenn mein Gesuch bis Weihnachten nicht erledigt ist, so werde ich die Wolle in Pfundpaketen an Dich abschicken, da ich das Paket unmöglich nach dem Westen schleppen kann. Meiner Emilie habe ich im Kollier geschickt mit dem Rgtsnamenszug, meinen übrigen Verwandten und Bekannten habe ich Glückwünsche entboten.
Daß Du mir eine Schachtel Zigarren verehrt hast, freut mich sehr und ich danke Dir im Voraus herzlich dafür. Ich weiß ja genau, wie schwer es ist, etwas anderes aufzubringen. Also, Schatz, nochmals viel Vergnügen an Weihnachten, denk auch meiner am hl. Abend, meine Gedanken werden auch bei Dir sein.
Und nun, liebste gute Pautzel, sei vielmals gegrüßt und innigst geküßt von Deinem
Dich treu liebenden
Heiner

 

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